Smartphone für sechsjährige?

Heute in meiner Praxis bin ich mal wieder folgender Szene begegnet: Ich hatte ein Elterngespräch und die Mutter drückt dem sechsjährigen Jungen, der wartet, ihr Smartphone in die Hand, damit er ruhig ist. Einer der Behandlungsaufträge: das Kind hat Konzentrationsstörungen. Auf Nachfrage wie lange am Tag der Junge denn an Bildschirmen wie Smartphone, Tablets, Computer und Fernseher sitzt, kommen wir auf einige Stunden pro Tag. Kommentar der Mutter: wenn er am Handy spielt, ist er immer ganz konzentriert. Und auf die Frage, wie es danach aussieht, antwortet Sie, dass er ziemlich unruhig ist und nicht mehr still sitzen kann. Bildschirmarbeit (oder Spielen) macht unruhig. Der Körper v.a. bei kleineren Kindern braucht Bewegung.

Wenn die Faszination der Bildschirmspiele aber so gross ist, dass sie das Kind in ihren Bann ziehen und gleichzeitige dem Gehirn vorgegaukelt wird, dass Bewegung stattfindet, produziert unser Körper die gleichen Stresshormone, die bei realem Kampf oder Spielsituationen entstehen. Der Unterscheid ist allerdings, dass bei körperlicher Betätigung die Stresshormone auch wieder abgebaut werden. Bei Spielen vor dem Computer allerdings nicht. D.h. nach einer Sitzung spielen vor dem Handy ist der Körper des Kindes vollgepumpt mit Stress und der muss abgebaut werden. Kein Wunder also, dass Kinder danach vollkommen unruhig sind, durch die Wohnung toben, sich nicht konzentrieren können und aufgeputscht sind.

Fazit: die „Ruhepause“ des Kindes muss teuer bezahlt werden. Danach ist die Unruhe des Kindes wesentlich höher als vorher und der Stress sowohl für Eltern als auch für Kinder wesentlich höher.

Veröffentlicht von Jörg Golombeck

Jörg Golombeck, geb. 5.1.63 verheiratet seit mehr als 20 Jahren Vater von drei Kindern Yogalehrer Fussballtrainer

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